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Infos über den Dudelsack

Verschiedene Dudelsäcke

Der Dudelsack ist keine schottische Erfindung. Es gibt unterschiedliche Theorien, wo genau der erste Dudelsack gespielt wurde. Es ist auch möglich, dass die selbe oder ähnliche Sache in verschiedenen Ländern unabhängig voneinander erfunden wurde und sich dann weiter entwickelte. Jedoch ist der schottische Dudelsack, genauer gesagt die Great Highland Bagpipe, der weltweit bekannteste Dudelsack. Vor allem durch die Piper und Pipebands der British Army wurde das Instrument im Commonwealth und damit fast in der ganzen Welt bekannt. Daher bringt man den Dudelsack fast automatisch mit Schottland in Verbindung und umgekehrt.

Es gibt jedoch sehr viele unterschiedliche Dudelsäcke aus vielen anderen Ländern, die sich teilweise parallel entwickelt haben. Fast jedes europäische Land hat mindestens einen eigenen Dudelsack. Alle haben mindestens eine Spielpfeife, auf der die Melodie gespielt wird und mindestens eine Bordunpfeife, welche einen begleitenden Dauerton von sich gibt. Und alle haben einen Sack, der dem Instrument in der deutschen Sprache seinen Namen gibt. Dieser dient als Luftreservoir und verteilt die Luft gleichzeitig an alle Pfeifen. Die verschiedenen Instrumente unterscheiden sich durch die Bauweise der unterschiedlichen Pfeifen und Rohrblätter in Klang, Lautstärke, Tonumfang und Griffweise. Hier werden nun schottische Dudelsäcke genauer vorgestellt.

Great Highland Bagpipe

Die Great Highland Bagpipe (GHB), auch Highland Pipe genannt, stammt aus den schottischen Highlands. Sie hat eine Spielpfeife, Chanter genannt, mit acht Grifflöchern, wodurch man neun Töne auf ihr spielen kann. Der Tonumfang liegt also knapp über einer Oktave, Low G bis High A. Der Ton im Chanter wird durch ein Doppelrohrblatt erzeugt. Der Chanter hat außerdem eine konische Bohrung, wodurch ein lauter Klang entsteht. Es handelt sich schließlich um ein Freiluftinstrument, das durch die Highlands erklingen soll.

Als Begleitung zum Chanter erzeugen drei Bordune, Drones genannt, einen konstanten Dauerton. Die GHB hat zwei Tenor Drones und eine Bass Drone. Die beiden Tenor Drones sind eine Oktave tiefer gestimmt als der Grundton, das Low A des Chanters. Die Bass Drone ist eine weitere Oktave tiefer gestimmt. Der Ton in den Drones wird durch Einfachrohrblätter erzeugt.

Der Pitch, d.h. die Tonhöhe des Grundtons Low A, ist nicht auf den bei anderen Instrumenten üblichen Kammerton a'=440 Hz gestimmt, sondern etwas höher und nicht genormt. D.h. jeder Solopiper bzw. jede Band kann einen etwas anderen Pitch haben. Heutzutage liegt das Low A in etwa zwischen 470 und 485 Hz und damit etwas über dem normalen B (=engl. B flat), welches bei 466 Hz liegt. Früher war der Pitch der Highland Pipe etwas niedriger. Will ein Highlandpiper mit anderen Instrumenten zusammenspielen, muss er sein Instrument etwas tiefer stimmen um mit dem Low A möglichst auf 466 Hz zu kommen. Dann klingt sein Instrument genau genommen in B und harmoniert mit anderen Instrumenten. Andernfalls würde es immer schief und verstimmt klingen.

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Scottish Smallpipes

Die Scottish Smallpipes sind kleiner und leiser als die Highland Pipe, werden allerdings mit der selben Griffweise gespielt. Der Ton im Chanter wird ebenfalls durch ein Doppelrohrblatt erzeugt. Allerdings hat der Chanter eine zylindrische Bohrung, wodurch ein leiserer Ton entsteht. Auch der Klang hat einen anderen Charakter und eine andere Klangfarbe als bei der Highland Pipe. Smallpipes gibt es in unterschiedlichen Stimmungen, wobei die verbreitesten A, B (bzw. B flat), C und D sind. Smallpipes in A klingen allerdings eine Oktave tiefer als Highland Pipes.

Scottish Smallpipes haben in der Regel eine Tenor, eine Bariton und eine Bass Drone. Die Tenor Drone wird auf den Grundton des Chanters gestimmt, die Bass Drone eine Oktave tiefer und die Bariton Drone auf die Quarte oder Quinte dazwischen. Auch in den Drones der Smallpipe entsteht der Ton durch Einfachrohrblätter.

Ein wesentlicher Unterschied zur Great Highland Bagpipe ist, dass Scottish Smallpipes in der Regel mit Bellow, also mit Blasebalg gespielt werden. Der Spieler bläst die Luft nicht mit dem Mund in den Sack, sondern stattdessen mit dem Bellow, welcher unter den anderen Arm geklemmt wird. Der Spieler hält also mit einem Ellbogen einen gleichmäßigen Druck im Sack und pumpt mit dem anderen Ellbogen mit Hilfe des Bellows Luft in den Sack, welche durch die Pfeifen verbraucht wird. Und dabei darf man natürlich das eigentliche Spielen mit den Fingern auf dem Chanter nicht vergessen! Es gibt allerdings auch mundgeblasene Smallpipes.

Im Gegensatz zur Highland Pipe, sind Smallpipes auf den üblichen Kammerton a'=440 Hz gestimmt. Das macht sie sehr beliebt für das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten wie z.B. Fiddle oder Gitarre.

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Border- bzw. Lowlandpipes

Diese Dudelsäcke kommen aus dem Süden Schottlands. Man kann sie sich ungefähr wie eine Mischung aus Highland- und Smallpipes vorstellen. Sie werden wie Smallpipes mit Bellows gespielt und sind ebenfalls auf den Kammerton a'=440 Hz gestimmt. Daher werden auch diese Dudelsäcke gerne in Folkbands mit anderen Instrumenten gespielt. Der Klang erinnert allerdings eher an Highlandpipes, da auch hier der Chanter konisch gebohrt ist. Bei den drei Drones gibt es unterschiedliche Ausführungen. Teilweise werden Tenor, Bariton und Bass Drone verwendet, teilweise auch zwei Tenor und eine Bass Drone.

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